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"Evangelische Kitas prägen das Leben vieler Familien"

Am 24. Juni 2023 wurde Pastorin Nora Steen, die bisherige Leiterin des Christian Jensen Kollegs in Breklum, zur Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein gewählt. Zum neuen Amt gratulieren wir herzlich! Ab 1. November leitet Steen den Konvent der Pröpstinnen und Pröpste, hat den Vorsitz des Aufsichtsrates der Diakonie Schleswig-Holstein inne und wirkt als Mitglied der Kirchenleitung und des Bischofsrates der Nordkirche an gesamtkirchlichen Entscheidungen mit. Damit beschäftigt sich die neue Bischöfin auch mit der Arbeit der Evangelischen Kitas. Unser Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Carsten Höhn, sprach mit ihr über Kitas als Orte für Familien, die Wertschätzung pädagogischer Arbeit und ein Highlight aus ihrer eigenen Kita-Zeit.

Frau Steen, wie haben Sie Ihre eigene Kita-Zeit in Erinnerung?
Als sehr schön! Ich erinnere mich an viel Interaktion mit den anderen Kindern und an die kleine Turnhalle, die zur Kita gehörte. Da meine Mutter nicht gern mit uns Kindern bastelte, waren Basteln in der Kita für mich ein Highlight.

Welche drei Dinge wünschen Sie Kindern, die eine Kita besuchen?
Einen Ort, an dem sie sich selbst als bedeutsam und wirksam in dieser Welt erfahren und an dem sie sicher und geschützt sind. Erzieherinnen und Erzieher, die sie als eigene Persönlichkeiten wahr- und ernstnehmen. Und Erfahrungen mit dem christlichen Glauben und christlichen Festen, die das Jahr strukturieren.
Dahinter steht eine Vision: Ich wünsche mir, dass alle Evangelischen Kitas zu Orten werden, an denen die Lebensdienlichkeit unseres christlichen Glaubens exemplarisch sichtbar wird.

Welche Bedeutung haben die Evangelischen Kitas für Sie als Bischöfin?
Natürlich wird es für mich viele Bereiche kirchlicher Arbeit geben, die höchste Priorität haben. Die Evangelischen Kitas gehören unbedingt dazu. Hier prägen wir das Leben von vielen Familien in Schleswig-Holstein mit und zeigen ihnen, dass der christliche Glauben ein starkes und verlässliches Fundament für die kindliche Entwicklung bereithält.

Die Evangelischen Kitas sind ja wichtige Kontaktflächen der Kirche zu Familien, Kindern und dem Sozialraum.
Ja, ich wünsche mir, dass an dieser Schnittstelle Kita und Kirchengemeinde eng zusammenarbeiten und die Chance dieser Kooperation nutzen. Familien sollen merken: Die Kita ist eng in das Netzwerk kirchlicher Arbeit eingebettet.

Das Motto vieler Evangelischer Kitas lautet „Mit Gott groß werden“. Wie kann das mit Leben gefüllt werden und welche Verantwortung übernimmt die Kirche dabei?
Dieses Motto steht zu Recht groß über vielen Evangelischen Kitas bei uns in Schleswig-Holstein. Denn es weist darauf hin: Hier wird über den eigenen kleinen Kontext hinausgedacht. Wir stellen unser Leben und die Entwicklung der uns anvertrauten Kinder in Beziehung zu Gott und seiner voraussetzungslosen Liebe, die niemals hinfällig ist. Komme, was wolle.
Die Kirche sollte durch ihre Gemeinden vor Ort Möglichkeiten anbieten, diese Gottesbeziehung mit Leben zu füllen, also Gott für die Kinder und ihre Eltern erfahrbar zu machen. Dies kann durch Andachten in der Kita, durch gemeinsame Feste oder Impulse bei den Elternabenden durch die Kirchengemeinden, aber auch durch gut geschultes Personal aktiv gestaltet werden.

Was erwarten Sie dabei vom VEK?
Der VEK leistet wertvolle Arbeit. Für das Gespräch mit der Landespolitik und die Fortbildung der Kitas beim religionspädagogischen Profil ist der VEK nicht wegzudenken.

Viele Mitarbeitende in den Kitas berichten von mangelnder gesellschaftlicher Wertschätzung ihrer Arbeit. Wie können wir das mit Ihnen zusammen ändern?
Ich sehe hier einen gesamtkirchlichen Auftrag, an der Wertschätzung für die Arbeit in den Kitas, aber auch für pädagogische und soziale Arbeit allgemein zu arbeiten. Hier können wir als Kirche eine Vorbildfunktion für die Gesellschaft einnehmen. Da unsere Kinder auch Evangelische Kitas besucht haben, unser jüngster Sohn jetzt noch, habe ich selbst einen sehr persönlichen Bezug zu unseren Kitas, den ich gern mit einbringen möchte.

Welche Ideen haben Sie, um Fachkräfte für Kitas zu gewinnen, zu halten und zu qualifizieren?
Der Fachkräftemangel betrifft auch unser Bundesland. Damit werden wir in den Evangelischen Kitas umgehen müssen. Umso wichtiger wird es sein, an einer klaren Profilierung unserer Kitas zu arbeiten, damit sie auch in Zukunft als attraktive Arbeitgeber bekannt sind. Angebote zur individuellen Personalentwicklung gehören hier selbstverständlich hinzu.
Wir haben mit TRG und TRA wertvolle Fortbildungsprogramme für unsere Fachkräfte. Einzelne Kita-Werke der Kirchenkreise bieten ebenfalls besondere Schulungen oder auch Supervision an. Natürlich muss sich das Profil in unseren Kitas deutlich von anderen Kitas unterscheiden und vor allem intern gelebt werden.

Was sagen Sie jungen Menschen, die mit dem Gedanken spielen, in einer Evangelischen Kita zu arbeiten?
Ich würde ihnen Mut machen! Weil wir Menschen brauchen, die ihren eigenen Weg in dieser Welt gehen wollen. Nur so können wir Vorbild für die Kinder und ihre Eltern sein. Evangelische Kitas stehen für viele Eltern als Garant für wichtige Aspekte: etwa der liebevolle Umgang innerhalb einer Gemeinschaft, die Achtung der Persönlichkeit des Kindes oder die Nächstenliebe, ganz unabhängig von Religionszugehörigkeit. Für mich sind das Gründe genug, um in einer Evangelischen Kita zu arbeiten.

Welchen Segen möchten Sie den Mitarbeitenden in den Kitas geben?
Gott segne sie und erfülle sie mit aller Liebe, mit der sie geliebt sind und die sie weitergeben dürfen an die, die sie nötig brauchen.
Gott stärke sie für ihren Dienst mit den ihnen anvertrauten Kindern und Eltern.
Gott begleite sie und gebe ihnen Kraft, wenn sie sich schwach fühlen, wenn sie Hilfe brauchen.

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