Kita-Politik: Richtung stimmt – Schrittfolge korrigieren!
Rendsburg, 25.05.2016. Der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK) begrüßt, dass nach den bisherigen Verbesserungen im Kita-Bereich durch die Landesregierung – Förderung von Familienzentren, Fachberatung, Qualitätsentwicklung – nun weitere Schritte folgen.
„Diese Maßnahme, bei Ganztagsbetreuung im Nachmittagsbereich den Fach-kraft-Kind-Schlüssel zu verbessern, ist sicherlich sinnvoll“, so VEK-Geschäftsführer Markus Potten. „Ein guter Anfang ist damit gemacht!“ Für ihn schließe sich hier nun aber die logische Frage an: „Was plant das Sozialministerium zur Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels im Vormittagsbereich? Dort sind wie bisher nur 1,5 pädagogische Fachkräfte vorgesehen – wann werden diese entlastet?“
Auch hinter dem sogenannten „Krippengeld“ – 100 EUR, die Eltern von Krippenkindern ab 2017 auf Antrag bei Landesamt für soziale Dienste erhalten sollen – steht für den VEK eine gute, begrüßenswerte Absicht: Familien sollen in einem Bundesland, in dem die Eltern bisher für die Tagesbetreuung ihrer Kinder überdurchschnittlich hoch zur Kasse gebeten werden, finanziell entlastet werden. „Doch eine gute Qualität in der täglichen Betreuung der Kinder ist aus unserer Sicht noch wichtiger und zurzeit vordringlich“, betont Potten. „Maßnahmen zur finanziellen Entlastung der Eltern kommen in der To-do-Liste aus unserer Sicht an späterer Stelle - erst müssen wir in Schleswig-Holstein andere Hausaufgaben machen: Der erste Schritt ist für uns eine Verbesserung der Strukturqualität, vor allem ein besserer Fachkraft-Kind-Schlüssel während der gesamten Betreuungszeit.“
Eine verbesserte Personalsituation in den Kitas nütze allen. „Ganz besonders für die Kinder zahlt es sich gewiss aus, wenn ihnen in ihrem Kita-Alltag genügend pädagogische Fachkräfte zur Verfügung stehen“, erklärt Potten. „Und wenn sich die hoch belastete Arbeitssituation der Mitarbeitenden durch mehr Personal entspannt, kommt dies ebenfalls unmittelbar den Kindern zugute.“
Zur Sorge, das neue Krippengeld werde von den Kita-Trägern „abgeschöpft“, meint Potten, er habe Verständnis dafür, wenn jemand das System der Kita-Finanzierung nicht ganz durchschaue. Dies sei tatsächlich sehr komplex. „Durch gestiegene Betriebskosten in den letzten Monaten – auch durch tarifliche Steigerungen bedingt – war längst absehbar, dass die Elternbeiträge weiter ansteigen würden“, erklärt er. „Durch die Unzulänglichkeiten des Kita-Systems ist dies leider vorprogrammiert.“ Die künftige Zahlung eines Krippengeldes durch das Land direkt an die Eltern habe dagegen mit dem Kita-Finanzierungssystem nichts zu tun. Diese staatliche Zuwendung laufe völlig separat – vergleichbar etwa mit dem Kindergeld.
Eine weitere vordringliche Aufgabe im Kitabereich des Landes sieht Potten gleichwohl in der dringenden Reform des Kita-Finanzierungssystems: „Dieses System ist seit Jahrzehnten fragil, aber keine Landesregierung traut sich da bisher ran“, stellt er fest. „Dass das Kita-System chronisch unterfinanziert ist, führt immer wieder zu heftigen Problemen“, bemängelt Potten. Eine längst überfällige Gesamtregelung der Kita-Finanzierung in einem landesweit verbindlichen Rahmen müsse dann auch die Elternbeiträge regulieren, die bisher in den Regionen völlig unterschiedlich erhoben werden.
„Wir müssen in Schleswig-Holstein endlich an die Ursachen des Problems herangehen, anstatt immer nur an den Symptomen herumzudoktern“, fordert Potten. „Wir rufen deshalb dazu auf, parteiübergreifend und mit allen Beteiligten – Kommunen, Kreisen, Landespolitikern, Parteien, Gewerkschaften, Eltern und Trägern - nach einem gesellschaftlichen Konsens zu suchen. Lassen wir uns von folgenden Fragen leiten: Was sind uns die Kinder hierzulande wert? Wieviel Qualität wollen wir ihnen in ihrem Alltag in der Kindertageseinrichtung bieten?“