Kitas nicht zu früh öffnen!
Diakonisches Werk und Kita-Fachverband fordern verbindlichen Corona-Fahrplan mit Vorsicht und Augenmaß
In einem gemeinsamen Positionspapier fordern das Diakonisch Werk Schleswig-Holstein (DW) und der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK), dass die sich zuspitzende Lage in der Kita-Notbetreuung nicht negativ auf die Situation der Leitungs- und Fachkräfte auswirken darf. Öffnungsschritte dürfen demnach erst bei deutlich niedrigeren Infektionszahlen geschehen und müssen dann an aktuelle Inzidenzwerte und an lokales Infektionsgeschehen gekoppelt werden.
Rendsburg, 26.01.2021. Der Vorsitzende des VEK Sönke Funck und der Landespastor Heiko Naß stellen gemeinsam fest, dass viele Eltern ihre Kinder in die Notbetreuung bringen, weil Sie keine Alternativen haben. „Die Tendenz der Auslastung der Notgruppen ist steigend. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es dennoch richtig, die Einschränkungen fortzuführen, um Infektionsrisiken für Mitarbeitende und Familien zu senken.“ Sowohl Familien als auch Fachkräfte seien bereits am Limit. Man wolle aber in der Notbetreuung sowohl Kindertagesbetreuung, Kindeswohl und Kinderschutz im Blick behalten – vor allem für all diejenigen, die dringend darauf angewiesen sind: „Erzieherinnen und Erzieher haben auch das Wohl der Kinder im Blick und stellen sich der Herausforderung, Kontakt zu den Familien zu halten, deren Kinder nicht in der Notbetreuung sind.“
Mit dem Positionspapier möchten DW und VEK den Blickwinkel aber nun erweitern und die Dilemma-Situation der Fach- und Leitungskräfte verstärkt beleuchten. In einer Blitzumfrage unter evangelischen Kita-Trägern stellte der VEK kürzlich fest, dass der Druck auf die Einrichtungen durch die aktuellen Entwicklungen zunehme. VEK-Geschäftsführer Markus Potten fordert deshalb eine bessere öffentliche Wahrnehmung des pädagogischen Personals in Kitas: „Fachkräfte sind vielerorts am Limit, betreiben hohen organisatorischen Aufwand, um Notbetreuungsangebote, guten Infektionsschutz und pädagogische Qualität aufrechtzuerhalten. Das verdient mehr Anerkennung und Respekt. Darauf muss die Politik in ihren Konzepten eine Antwort finden, um die Fachkräfte nicht weiter zu belasten.“
Darüber hinaus fordern die Interessenvertretungen von knapp 600 Kitas in Schleswig-Holstein mit über 7.000 Mitarbeitenden eine systematische Unterstützung bei der Umsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen, eine transparente Teststrategie und ein frühzeitiges Impfangebot für pädagogische Fachkräfte. „Es gilt nun, Leitungskräfte mit klaren Vorgaben, Ansprechpersonen vor Ort und Perspektiven zu entlasten, um das Vertrauensverhältnis zu den Eltern nicht zu gefährden.“, so Markus Potten.
Der VEK möchte Mitarbeitende in Evangelischen Kitas nun dazu aufrufen, sich in kurzen Videobotschaften zu Wort melden und unter der Überschrift #WirSindDa zu berichten, was sie in diesen Tagen belastet, berührt, antreibt oder was ihnen Mut macht. Dazu berichtet Carsten Höhn vom VEK: „Wir merken, dass die Fachkräfte in der öffentlichen Debatte gesehen werden wollen. Wir möchten Ihnen dafür eine Plattform geben.“ So sollen dazu bei YouTube und Instagram mehrere Clips veröffentlicht werden.
Das Positionspapier finden Sie hier.