Mit den Jüngsten Gott entdecken
Rendsburg, 19.09.14. Der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK) macht sich stark für das Recht auf Religion „von Anfang an“. So auch mit dem gestrigen Fachtag zur Religionspädagogik mit 0 bis 6 Jährigen: Über 50 pädagogische Fachkräfte aus evangelischen Kitas im ganzen Land machten sich auf den Weg ins Evangelische Kitaforum nach Rendsburg um „Mit den Jüngsten Gott (zu) entdecken.“
„Mit so einem Fachtag machen wir deutlich, worum es uns geht: Um eine qualitativ hochwertige Arbeit mit den Kindern, von Anfang an“, erklärte VEK-Geschäftsführer Markus Potten. „Es gilt den Rechtsanspruch auf die Betreuung der Kinder bis zu drei Jahren einzulösen. Aber es gilt auch, das Recht von Kindern auf Religion von Anfang an ernst zu nehmen und die Umsetzung auf den Weg zu bringen“, so Potten.
„Es geht hier heute um die Kinder, es geht um Sie, die Fachkräfte, und es geht um Gott“, erklärte Maike Lauther-Pohl zu Beginn der Veranstaltung. Die Pastorin ist Theologische Referentin für Religionspädagogik beim VEK und hat den Fachtag organisiert.
In ihrem Referat zum Thema „Gott im Alltag der Krippe“ zeigte Ingeborg Pohl, Beauftragte der Kindergartenarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Fotos aus dem Krippenalltag. Sie ließ die Teilnehmerinnen beschreiben, welche Erfahrungen die Kinder in dieser Situation wohl gerade machen, und gab diesen dann einen religiösen Bezug. Zu einem Bild hörte sich das dann zum Beispiel so an: „Wenn du für mich da bist, dann ist das ein Segen. Dann bin ich behütet und beschützt. Du nimmst mich besonders wahr. Ich darf klein sein.“
Ingeborg Pohl zitierte Fulbert Steffensky mit den Worten „Religiöse Erziehung fängt also nicht erst da an, wo ein Kind etwas verstehen kann und wo man ihm mit Worten einen Inhalt erklären kann. Sie beginnt dort, wo das Kind etwas wahrnehmen kann… Die Worte und das Verstehen kommen später.“ (Fulbert Steffensky, Gott im Kinderzimmer). Den Erzieherinnen gab sie mit auf den Weg: „Das ist das, was Sie gerade selbst beschrieben haben: Wenn das Kind spürt, dass Gott im Raum ist, dann ist die beste Religionspädagogik bereits geschehen.“
„Religiöse Prozesse passieren dann, wenn Sie da sind und dem Kind Ihre Zuwendung durch Worte, Gesten und Feinfühligkeit entgegen bringen. Das funktioniert nie, wenn Sie sich raushalten!“, unterstrich Pohl die Bedeutung der Erzieherinnen für religiöses Erleben im Krippenalter. „Sie mit Ihren Gefühlen, auch mit Ihrer Traurigkeit sind es, die sich zur Verfügung stellen“, so Pohl. „Als Kind muss ich bei der Erzieherin erleben können: ‚Ich merke, was du glaubst.‘ Mir gefällt der Satz gut: ‚Die Erwachsenen sind für die Kinder das Glaubensbuch, in dem sie lesen.‘ Ihre ganze Haltung wird sich wiederfinden in dem, was die Kinder erleben.“
Nach dem Fachreferat hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, in Workshops in die Praxis einzusteigen und sich mit Symbolen, Ritualen, biblischen Geschichten und unterschiedlichen Methoden dem religiösen Erleben von Kindern ab den ersten Lebensmonaten zu nähern.
„Wir freuen uns über den Mut der Mitarbeiterinnen in den Kitas, sich auf dieses Thema einzulassen“, erklärte Markus Potten, „Denn ich kann mir vorstellen, wie schwierig es sein kann, wenn sie selbst noch keine Theologisch Religionspädagogi-sche Grundqualifizierung (TRG) erlebt haben. Sie müssen sich auf die Arbeit mit einer ganz anderen Altersgruppe unter vielen Gesichtspunkten neu einstellen. Und nun sollen sie sich auch noch in die religiösen Bedürfnisse der Kleinen reindenken. Aus unserer Sicht ist das religiöse Erleben aber kein zusätzlicher Aspekt sondern gehört von Anfang an dazu.“
Für den VEK sei die große Resonanz auf diesen praxisorientierten Fachtag zugleich eine Ermutigung, weitere Angebote dieser Art für die Kitas zu machen, so das Fazit von Markus Potten. „Ingeborg Pohl hat den Teilnehmerinnen in ihrem Vortrag sehr gut vermittelt, wie wichtig sie selbst als Personen für diese Arbeit sind. Und ich merke, dass da bei den Mitarbeiterinnen in unseren Kitas ein großer Schatz heranwächst.“