Digitale Kommunikation und Informationsweitergabe findet auch in der Kita statt
Eltern fotografieren eine Nachricht auf der Elternpinnwand oder den Brief im Postfach ihres Kindes und stellen das Foto in die Elterngruppe ein. Kolleginnen schicken neue Terminabsprachen per Chat an eine kranke Kollegin oder Elternvertreter*innen nutzen digitale Gruppen für den Infoaustausch.
Als eine Art Schattenkommunikation haben digitale Medien an vielen Stellen schon Einzug in die Kita gehalten. Im Projekt DigiCoaches und Smarte Kitas haben wir mit Kommunikationsmöglichkeiten (von digitalen Pinnwänden bis zu Kita-Kommunikations-Apps) experimentiert, die von Seiten der Kita initiiert und implementiert werden können. Ziel dieses Projekt-Teilbereiches war es, die face- to-face Kommunikation von Erinnerungen, reiner Informationsweitergabe oder Abfragen zu entlasten. Insgesamt sollte es um eine professionelle, verlässliche Kommunikation gehen, die die Ressourcen aller Beteiligten schont und den Datenschutz beachtet.
Beim gemeinsamen Experimentieren ist sehr schnell deutlich geworden, dass digitale Kommunikation und Informationsweitergabe andere Umgangs-Absprachen und Vorgehensweisen als analoge Formen brauchen. Im Laufe des Projektzeitraumes haben wir folgenden „Digitalen Kita-Kommunikationsknigge“ entwickelt.
„Kita-Kommunikations-Knigge“
Unsere Umgangsformen in der digitalen Kommunikation und bei der Informationsweitergabe:
Kommunikation auf Augenhöhe bedingt einen sensiblen Umgang mit persönlichen Informationen. Der Schutz der Daten von Kindern und Erwachsenen ist eine entscheidende Grundlage, um in der Kommunikation Würde, Respekt, Nichtdiskriminierung und Gleichberechtigung erlebbar zu machen. Das macht das Einhalten der europäischen oder kirchlichen Datenschutzgesetze nicht nur zu einem juristischen, sondern auch zu einem pädagogischen Thema.
In einer Teamvereinbarung könnte das z.B. so formuliert sein:
Wir geben auch mit elterlicher Erlaubnis keine Fotos von Kindern oder deren Produkte an die Eltern weiter, ohne das Einverständnis des jeweiligen Kindes. Auch für zitierte Aussagen von Kindern holen wir uns die Erlaubnis des betreffenden Kindes.
Was und wie kommuniziert wird, steht im Einklang mit der Konzeption, den Bildungsleitlinien des Landes Schleswig-Holstein und den fachlichen Standards des Teams.
Von Seiten der Kita-Mitarbeitenden ist der Inhalt der Kommunikation stets loyal Kolleg*innen, Leitungen und Trägern gegenüber.
Fachkräfte haben in der Kommunikation mit Eltern eine professionelle Rolle. Das heißt, auch wenn Nachrichten von Seiten der Eltern nicht immer in einem freundlichen Ton formuliert sind, behalten die Mitarbeitenden einen höflichen Umgangston in der Kommunikation und Informationsweitergabe bei.
In einer Teamvereinbarung könnte das z.B. so formuliert sein:
Wir schreiben Nachrichten im gleichen höflichen Ton, den wir auch in der Face-to-Face Kommunikation verwenden. Auf Nachrichten, die uns ärgern, antworten wir nicht sofort, sondern denken erst noch einmal darüber nach oder sprechen mit einem/einer Kolleg*in.
Bei der Weitergabe von Inhalten anderer wie z.B. bei Fachartikeln wird das Urheberrecht beachtet und die jeweilige Quelle angegeben.
Digitale Kommunikation verführt dazu, alles an alle zu senden. Aber nicht alle Informationen sind in der Tiefe für alle relevant. Daher ist es notwendig, sich vor dem Versenden zu fragen: „Was muss wer wirklich wissen?“
In einer Teamvereinbarung könnte das z.B. so formuliert sein:
Auf digitalen Pinnwänden oder im Gruppen-Chat geben wir keine personenbezogenen Daten weiter, sondern nur Informationen, die wir als datenschutzkonform und „unbedenklich“ einschätzen. (kein: „Unsere Schulanfänger*innen sind...“, „Beim Sport sind heute dabei: ...“,)
Emotionale oder konflikthafte Situationen brauchen einen geschützten, persönlichen Raum. Sie sollten nicht digital diskutiert oder bearbeitet werden. Auch bei anderen wichtigen sensiblen Gesprächsthemen sollten persönliche Begegnungen immer digitalen Kontakten vorgezogen werden.
Sollte es bei der Kommunikation in digitalen Gruppen (z.B. Eltern-, Team-, Elternvertreter- Chatgruppen) untereinander zu respektlosen Verhalten oder sogar zu Cybermobbing kommen, greifen Kita-Mitarbeitende und Leitungen ein. Um einem übergriffigen oder verletzenden Verhalten vorzubeugen werden die Kommunikationsregeln in „Chat-Gruppen“ im Vorfeld zu besprochen.
Digitale Kommunikation und Informationsweitergabe lädt zum Sammeln von Gesprächs-Verlaufen und damit von Informationen ein. Es ist notwendig, (gerade bei konflikthaften, schriftlichen Gesprächen) festzulegen, wann ein Dialog eine Information gelöscht wird und wer die Löschrechte besitzt.
Ein digitaler Text beispielsweise, der im PC noch auf eine halbe Seite passt, ist auf dem Smartphone nur mit endlosem Scrollen zu lesen. Deshalb ist es wichtig, kurze Texte zu verfassen und klare inhaltliche Überschriften, Formulierungen und Strukturen zu verwenden und sich auf Anreden und Grußformeln zu verständigen. Auch der Einsatz von Emojis, Ausrufezeichen, Großbuchstaben und unterstrichenem Text muss in der direkten digitalen Kommunikation gut überlegt sein.
In einer Teamvereinbarung könnte das z.B. so formuliert sein:
Wir vermeiden Ausrufezeichen!!! Und GROßBUCHSTABEN, weil sie leicht den Eindruck einer aggressiven Sprache erwecken oder das Gefühl geben, angeschrien zu werden. Unterstreichungen verwenden wir nur bei Zahlen oder hervorzuhebenden Daten.
Da das geschriebene Wort keine Mimik Gestik oder Betonung mit übermittelt, vermeiden wir Ironie und gehen auch vorsichtig mit Humor um.
Für uns unterstützen Emojis den geschriebenen Text. Sie ersetzen keine Worte oder Aussagen. Wir haben uns darauf geeinigt nur folgende Emojis zu nutzen: Lächel-Emoji und Daumen-hoch. Emotionale „Spitzen“ wie Herz, Kussmund, wütender Emoji werden genau wie mehrdeutige Emojis nicht verwendet.
In der Kommunikation mit den Eltern haben wir uns auf folgende Ansprachen und Schlussformeln geeinigt: Liebe Eltern, liebe Familien, Frau, Herr...
Digitale Kommunikationswege zu nutzen, bedeutet nicht für Mitarbeitende und Eltern ständig erreichbar zu sein. Um keine falschen Erwartungen zu wecken ist es daher notwendig, sich im Team auf konkrete Zeitfenster zu verständigen und diese deutlich an alle Beteiligten zu kommunizieren.
In einer Teamvereinbarung könnte das z.B. so formuliert sein:
Die Zeit, in der die Fachkräfte Nachrichten lesen und beantworten, ist in unserer Einrichtung morgens um ca. 9:00 Uhr und noch einmal um 14:30 Uhr. In der anderen Zeit sind wir für die Kinder da.
Um Missverständnisse und Kommunikationshindernisse zu vermeiden ist es notwendig, regelmäßig über die unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven zu diskutieren. Rückmeldungen von Eltern z.B. im Elternbeirat, können helfen, digitale Kommunikationsformen und Inhalte an die Bedarfe aller Beteiligten anzupassen.