Digital unterstütztes Vorlesen und Übersetzen
Geschichten fördern die Fantasie und regen zum Erzählen an. Das geht längst nicht mehr nur mit gedruckten Büchern. Auch Tablet und PC bieten zahlreiche Möglichkeiten, Kinder an Sprache(n) und Geschichten heranzuführen. Gerade Kinder mit wenig Vorleseerfahrung lassen sich durch multimedia-Elemente manchmal leichter für Geschichten begeistern.
Zum einen können Fachkräfte Kinderbuch-Apps oder E-Books für das eigene Vorlesen in der Kleingruppe oder mit einzelnen Kindern nutzen, es besteht aber auch die Möglichkeit, dass sich Kinder allein oder zu zweit etwas vorlesen lassen. Dabei können sie selbstbestimmt über Tempo oder Wiederholungen entscheiden.
Nicht alles, was möglich ist, ist auch passend für Kita-Kinder
Geräusche, Hintergrundmusik, animierte Bilder, Vorlesefunktion oder eingebaute Spiele. Um Bilderbuch-Apps im Kita-Alltag einzusetzen, braucht es den erweiterten pädagogischen Blick auf Inhalte und Effekte, denn je nachdem wie diese Multimedia-Funktionen eingesetzt werden, können sie die Entwicklung fördern oder eher vom Eigentlichen ablenken.
Für jüngere Kita-Kinder oder Kinder mit Deutsch als Zweitsprache sollten zusätzliche Funktionen, solange die Geschichte noch wenig bekannt ist, deaktiviert werden.
- „Der kleine Pirat“ von Kirsten Boie
- „Emma isst“ von Jutta Bauer
- „Die große Wörterfabrik“ Agnes de Lestrade und Valeria Docampo
- „Bea & Bahadir -Ein verrückter erster Schultag“ Eva Dax und Sabine Dully
Digitale Bilderbuch-Services wie onilo.de oder Polylino bieten eine Fülle von muttersprachlich eingelesenen Kinderbüchern. Sie sind für die Kitas kostenpflichtig (monatlicher Beitrag). Eltern können den Service dann kostenfrei nutzen.
Übersetzungsgeräte und Übersetzungs-Apps im Kita-Einsatz
Die Nutzung von Übersetzungsgeräten oder -Apps in Kindertageseinrichtungen gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere in multikulturellen Kontexten, in denen Kinder und Eltern unterschiedliche Familiensprachen sprechen. Separate Übersetzungs-Gräte oder Tools auf Tablet und Smartphone erleichtern die Kommunikation im Alltag, helfen Fachkräften bei der Dokumentation und bieten sogar Unterstützung bei der Sprachentwicklung der Kinder.
Konkrete Einsatzmöglichkeiten sind zum Beispiel
Kommunikation mit Eltern:
Übersetzungsgeräte können die Kommunikation zwischen Fachkräften und Eltern erleichtern, insbesondere bei Elternabenden, bei der Informationsweitergabe im Alltag oder der Übersetzung von Elternbriefen und Aushängen.
Dokumentation und Beobachtungen
Übersetzungs-Apps oder Geräte können Fachkräfte dabei unterstützen, ihre Beobachtungen von Kindern in verschiedenen Sprachen festzuhalten. So können Familien mit nicht Deutsch als Erstsprache Situationen leichter nachvollziehen. Besonders hilfreich ist dies auch in Kitas, in denen bilinguale oder mehrsprachige Programme angeboten werden.
Integration von Familiensprachen:
Einige Kitas setzen Übersetzungsgeräte oder -Apps gezielt ein, um die Familiensprachen der Kinder zu unterstützen und in den Alltag der Kita zu integrieren z.B., um gegenseitig neue Begriffe zu lernen oder einfache Dialoge in der Muttersprache und auf Deutsch zu führen. Hilfreich sind Übersetzungsgeräte oder -Apps auch, wenn Kinder in ihrer Erstsprache kommunizieren möchten und die pädagogischen Fachkräfte die Bedeutung nachvollziehen wollen. Insgesamt können Übersetzungsgeräte helfen, den kulturellen und sprachliche Hintergrund der Kinder wertzuschätzen und eine mehrsprachige Umgebung zu fördern.
Notfallsituationen:
In dringenden oder kritischen Situationen, gesundheitlichen Notfällen oder Unfällen bieten Übersetzungsgeräte schnelle Unterstützung, um sicherzustellen, dass alle Parteien die Situation korrekt verstehen. Hier können Missverständnisse schwerwiegende Folgen haben, weshalb eine zuverlässige Übersetzung besonders wichtig ist.
In planbaren Gesprächen, die personenbezogene Daten von Kindern oder Familien mit Gesundheitsdaten z.B. Förderbedarfen oder Behinderungen in Verbindung bringen, sollten im Sinne des Datenschutzes amtliche Übersetzer*innen den digitalen Übersetzungshilfe vorgezogen werden.
Wie funktionieren Übersetzungsgeräte oder Übersetzungs-Apps?
Übersetzungsgeräte oder Übersetzungs-Apps dienen dazu, gesprochene oder geschriebene Sprache in eine andere Sprache zu übersetzen. Sie arbeiten meist in mehreren Schritten:
- Spracherkennung: Das Gerät nimmt den gesprochenen Text auf und wandelt ihn in schriftliche Form um.
- Sprachverarbeitung: Anschließend wird der erkannte Text analysiert, um den Sinn und die Struktur zu verstehen. Hierbei kommen häufig Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen zum Einsatz.
- Übersetzung: Der analysierte Text wird mithilfe von Übersetzungsalgorithmen in die gewünschte Zielsprache übertragen.
- Ausgabe: Die übersetzte Sprache wird entweder als Text auf einem Bildschirm angezeigt oder als gesprochene Sprache ausgegeben.
Herausforderungen und Grenzen
Trotz der Vorteile gibt es auch Einschränkungen bei der Nutzung von Übersetzungsgeräten in Kitas:
- Genauigkeit und Kontext: Übersetzungsgeräte können Schwierigkeiten haben, kulturelle Nuancen und Redewendungen korrekt zu interpretieren. Besonders bei sensiblen Themen ist Vorsicht geboten, da es leicht zu Missverständnissen kommen kann.
- Verfügbarkeit von Sprachen: Nicht alle Familiensprachen sind in den gängigen Übersetzungsgeräten verfügbar, insbesondere seltenere Sprachen oder Dialekte. Zudem bieten offline-basierte Geräte häufig nur eine eingeschränkte Auswahl an Sprachen an.
Interaktion mit Kindern: Der Einsatz von Übersetzungsgeräten im direkten Kontakt mit Kindern kann problematisch sein, da Kinder oftmals spontane und komplexe Äußerungen machen, die von Übersetzungsgeräten nicht immer zuverlässig erkannt und verarbeitet werden.
Inzwischen ist eine Vielzahl von unterschiedlichen Übersetzungs-Apps auf dem Markt. Sie übersetzen gesprochenen Worte und zum Teil auch geschriebene Texte. Meist sind sie auf mobile Endgeräte ausgerichtet und laufen sowohl auf Android- als auch auf iOS. Der Google Übersetzer ist wohl eines der bekanntesten Beispiele, Microsoft bietet den „Translator“ an, Amazon „SayHi“ und Apple „iTranslate“.
Neben diesen amerikanischen Anbietern gibt es inzwischen auch Übersetzungs-Tool aus Deutschland. Beispielsweise die, dem europäischen- und bundesdeutschen Datenschutz unterliegende App „Deepl“. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz unterstützt sie derzeit die Übersetzung von 29 Sprachen u.a. Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Japanisch, Russisch, Spanisch, Türkisch, Portugiesisch, Ukrainisch, Ungarisch.
In der Kita sollte grundsätzlich nicht auf kostenlose Übersetzungs-Apps zurückgegriffen werden. Um die Speicherung von Daten oder den Zugriff auf Adressdateien zu vermeiden, ist es im professionellen Betrieb notwendig eine Kauf- Version zu nutzen. „Deepl“ beispielsweise bietet kostenpflichtig mehrere Pro-Versionen an, die die Daten laut Betreiber nur kurzfristig für die konkrete Verarbeitung und das „Lernen“ des Systems speichert und keine weiteren Dateien zugreift.
Neben den Übersetzungs-Apps gibt es auch eine Vielzahl von Übersetzungsgeräten. Sie sind ausschließlich auf die Übersetzung spezialisiert. Gerade bei der Nutzung im manchmal unübersichtlichen Kita-Alltag hat ein Übersetzungsgerät gegenüber einer Smartphone-App den Vorteil, dass das Risiko minimiert wird, unabsichtlich auf andere Dateien zuzugreifen oder Informationen Unbefugten zugängig zu machen.
Zu unterscheiden sind im Bereich der Übersetzungsgeräte folgende Hauptkategorien:
Online-basierte Übersetzungsgeräte:
Diese Geräte sind mit dem Internet verbunden (über eine integrierte SIM-Karte, über WLAN oder mit dem Smartphone gekoppelt) und greifen auf cloudbasierte Übersetzungsdienste zu. Sie nutzen große Datenbanken und KI-Modelle, um genaue und kontextbezogene Übersetzungen zu liefern.
Vorteile: Hohe Genauigkeit, kontinuierliche Aktualisierung und Unterstützung für viele Sprachen.
Nachteile: Abhängigkeit von einer stabilen Internetverbindung über WLAN oder mit integrierten SIM-Karten; mögliche Datenschutzrisiken durch die Übertragung sensibler Daten ins Internet.
Geräte, die auch Offline-basierte Übersetzungen ermöglichen:
Diese Geräte funktionieren auch im offline -Modus, indem sie vorinstallierte Wörterbücher und Algorithmen nutzen.
Vorteile: Keine Internetverbindung nötig, schnelle Verfügbarkeit von Übersetzungen. Geringes Risiko das Daten in nichtbefugte Hände geraten.
Nachteile: Begrenzter Wortschatz und geringere Übersetzungsgenauigkeit, insbesondere bei komplexeren Sätzen oder Fachsprache.
Wichtige Aspekte bei der Nutzung von Übersetzungsgeräten
Genauigkeit: Nicht alle Übersetzungsgeräte oder Übersetzungs-Apps liefern perfekte Ergebnisse. Vor allem bei Fach Ausdrücken oder komplexen Satzstrukturen können Fehler auftreten.
Sprachunterstützung: Die Anzahl und Vielfalt der unterstützten Sprachen variiert stark, insbesondere bei offline-basierten Geräten sind es meist nur wenige Sprachen. Bei selteneren Sprachen ist eine Online-Verbindung oft notwendig, um eine gute Übersetzungsqualität zu gewährleisten. Oftmals werden eher Sprachen, die für Wirtschaftsunternehmen bedeutsam sind, übersetzt. Sprachen die im Kita-Alltag vorkommen wie z.B. türkisch, Paschto (Afghanistan) oder ukrainisch kommen seltener vor.
Datenschutzaspekte
Der Datenschutz ist ein zentrales Thema bei der Nutzung von Übersetzungsgeräten, insbesondere bei cloudbasierten, online-gestützten Lösungen. Hier sind bei der Auswahl der Geräte einige technische datenschutzrelevante Punkte zu beachten:
Datenübertragung: Online-basierte Übersetzungsgeräte oder -Apps senden Sprach- oder Textdaten an Server, auf denen die Übersetzungen durchgeführt werden. Diese Daten können sensible Informationen enthalten und sollten daher vom Betreiber verschlüsselt übertragen werden.
Datenspeicherung: Einige Übersetzungsdienste speichern die Daten, um ihre Modelle zu verbessern oder zukünftige Anfragen schneller bearbeiten zu können. Nutzer*innen sollten sich über die Datenschutzrichtlinien informieren und prüfen, wie, wo und wie lange die Daten gespeichert werden. Übersetzungs-Apps oder Geräte sollten eine klare Richtlinie zur Datenlöschung haben.
Anonymisierung: Seriöse Übersetzungsdienste bieten oft die Möglichkeit, Daten anonymisiert zu verarbeiten, um den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten.
Datenschutz in Kitas bei der Nutzung von Übersetzungsgeräten und -Apps
In Kindertageseinrichtungen spielt der Datenschutz eine besonders wichtige Rolle, da persönliche Daten von Kindern und Familien verarbeitet werden. Bei der Nutzung von Übersetzungsgeräten müssen daher von Seiten der Kita datenschutzrechtliche Vorschriften beachtet werden:
- Nutzung DSGVO-konform: Es ist wichtig, nur Apps oder Geräte zu verwenden, die den Bestimmungen der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen (siehe Datenschutzhinweise der Betreiber).
- Einwilligung der Eltern: Bevor eine Übersetzungs-App genutzt wird, sollten die Familien umfassend informiert und ihre Einwilligung eingeholt werden. Sie müssen wissen, welche Daten erhoben werden, wofür diese genutzt werden und welche Rechte sie haben, insbesondere wenn sensible Informationen wie Gesundheitsdaten oder private Details besprochen werden.
- Minimierung der Datenverarbeitung: Es sollten nur die Daten verarbeitet werden, die unbedingt notwendig sind. Sensible Informationen, wie die Namen der Kinder oder personenbezogene Beobachtungen, sollten möglichst vermieden oder verschlüsselt werden.
Der Einsatz von Übersetzungsgeräten in Kindertageseinrichtungen kann eine wertvolle Unterstützung bieten, insbesondere bei der Integration von Familiensprachen und der Kommunikation mit Familie. Sie ermöglichen es, Sprachbarrieren abzubauen und fördern die kulturelle Vielfalt im Kita-Alltag. Dennoch sollten ihre Grenzen, insbesondere in Bezug auf Genauigkeit und die Gefahr von Missverständnissen, stets berücksichtigt werden. Pädagogische Fachkräfte sollten daher Übersetzungsgeräte oder Apps ergänzend und mit Bedacht einsetzen, um eine inklusive und sichere Umgebung für alle Kinder und Familien zu gewährleisten.